Probleme, Ideen, Lösungen - Bildung in Berlin und Treptow-Köpenick

Am Dienstag, den 16. Oktober trafen sich in der Mittelpunktbibliothek Treptow Bürgerinnen und Bürger des Bezirks mit einem von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ausgewählten Podium zur lebhaften Diskussion. Das Thema "Bildung für die Zukunft" zog vor allem Lehrer und Eltern und sogar den einen oder anderen Schuldirektor und Konrektor an.

Nach einer Begrüßung von Christoph Korneli (Referent KAS) begann Dr. Holger Gärtner, Leiter des Instituts für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e.V., mit einem einführenden Vortrag. Darin beleuchtete er verschiedene Sichtweisen auf die Merkmale von Bildungsqualität. Das zentrale Kriterium in der Schulbildung sei Dr. Gärtner zufolge die Schülerleistung, die nur von einem einzigen Leistungsfaktor wirklich direkt beeinflusst wird: dem eigenständigen Lernen des Schülers. Um dieses zu fordern und zu fördern sei besonders die Expertise der eingesetzten Lehrkräfte entscheidend.
Im Anschluss an die Worte Dr. Gärtners folgten kurze Statements der beiden anderen Podiumsteilnehmer. Unsere Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport, Cornelia Flader, berichtete, dass an den Schulen des Bezirks derzeit 21.647 Schüler lernen. 13 Prozent von ihnen sind keine Muttersprachler. Das größte Problem seien 293 fehlende Plätze in Sekundarschulen und der schleppend verlaufende Schulneubau. Dieser falle jedoch nicht in die Kompetenz des Bezirks, so Frau Flader. Ferdinand Horbat, Stellvertretender Vorsitzender des Berliner Philologenverbandes, betonte, dass ein differenziertes, auf die Leistungspotentiale des Schülers zugeschnittenes Bildungssystem der Schlüssel zum Erfolg sei. Er bemängelte die seit Jahren anhaltende verfehlte Personalpolitik des rot-rot-grünen Senats im Bildungsbereich.
In der darauffolgenden Diskussion brachten sich viele Bürgerinnen und Bürger mit ihren Sorgen, Fragen und Verbesserungsvorschlägen aktiv ein. Ein Thema, welches vielen sehr am Herzen lag, war die Beschäftigung von Quereinsteigern in Grundschulen. Das Für und Wider wurde ausgiebig diskutiert und der Vorschlag gebracht, man solle doch trotz akutem Personalmangel zumindest in den ersten und zweiten Klassen nur pädagogisches Fachpersonal beschäftigen. Auch wurde erörtert inwieweit sich die Abwanderung der Berliner Lehrkräfte in andere Bundesländer verhindern ließe.
Hier wird nach einstimmiger Überzeugung aller Redner deutlich zu wenig getan. Ein ehemaliger Studienrat im Publikum bezeichnete die Berliner Bildungspolitik wütend als „verschleppte Insolvenz“ und machte darauf aufmerksam, dass die Senatsbildungsverwaltung seit mehr als zwei Dekaden in SPD-Hand sei. Wichtige Instrumente, um Berlin für Lehrkräfte attraktiv zu machen, seien möglicherweise Verbeamtungen, Freiräume bei der Gestaltung der Lehre und vor allem Achtung und Wertschätzung des Berufs in der Gesellschaft.
Die zahlreichen anwesenden JU`ler konnten sich mit mehreren Wortbeiträgen einbringen. Mit einem kleinen Empfang endete der von Frederick Aly (Blum, Fischer, Rumohr GbR) kompetent geführte, anregende Themenabend.

Von Gustav Zschaler
Mitglied des Landesvorstands der JU Berlin

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